Rock The Blog: Premiere einer Bloggerkonferenz

Am Freitag, 20.03.2015, fand zum ersten Mal die „Rock The Blog„-Konferenz im Rahmen der CeBIT Global Conferences in Hannover statt. Die Konferenz betitelt sich selbst als Konferenz der Blogger – da war klar, dass ich da eigentlich nicht fehlen durfte. Doch ursprünglich 70 € für ein Ticket plus Anreise für eine Tageskonferenz von Bloggern, mit Bloggern und für Blogger (gerechterweise muss man sagen: 60,- Euro für das CeBIT-Ticket und 10,- Euro Aufschlag für die Konferenz)? Wo Bloggen doch als brotlose Kunst gilt? Wer soll das bezahlen?

Ticketsituation „Rock The Blog“

Lange überlegte ich hin und her, doch plötzlich wurden mir Freitickets über diverse Kanäle zugespielt – und ich griff zu und zum ersten Mal für Keep Me Posted auf einer Konferenz.
Klar, eine neue Konferenz muss sich erst etablieren – und bitte bleibt auch für die folgende Ausgabe bei dem Thema „Blogs“! Eine re:publica ist auch nicht von jetzt auf gleich zu einem 5.000-Menschen-Event geworden. Das sind gewachsene Strukturen und seit dem die re:publica sich selbst mehr als Digitalkonferenz denn als Bloggerevent sieht, ist Platz auf dem Markt für neue Konzepte. Das Konzept von „Rock the Blog“ überzeugte auch. Gefühlt waren die Veranstaltung das Vortreffen meines „harten Kerns“ an Kontakten, die ich eigentlich auch immer im Mai in Berlin auf der re:publica sehe. Ergo: ein Vor-Familientreffen der digitalen Filterbubble. Dennoch sind 70 Euro ein stolzer Preis, wenn man das mit den Preisen des 3-Tage-Events re:publica vergleicht.

Richtig frustrierend muss doch diese Situation auf für Vollzahler gewesen sein, als diese feststellen mussten, wie viele Freitickets später in den Umlauf kamen – oder, dass man mit einem der oft frei erhältlichen CeBIT-Tickets (Wert: 60 Euro) für nur 10,- Euro Aufschlag spontan auf die Konferenz kam. Mich frustrierte aber eher, dass ich vier Wochen vor der Veranstaltung aus 4-5 verschiedenen Richtungen Tickets „nachgeworfen“ bekam. Meine Erwartungshaltung an das Event sank – doch vor Ort war ich positiv erstaunt von Gestaltung, Gästen und Networkingmöglichkeiten. Danke an die Veranstalter, dass man sich bei kostenfreiem Kaffee, Smoothies und Softdrinks wunderbar austauschen konnte.

Themen- & Sprecherauswahl

Viele der Sprecher sind alte Bekannte der digitalen Szene und die Qualität der Talks, Vorträge und Podiumsdiskussionen somit sehr hoch. Von den Veranstaltern her wurde auch auf eine gute Mischung aus allen Themengebieten geachtet – es ging um Reise, Fashion, Foodblogger, Blogger Relations, Recht, Contentmarketing/-strategie, uvm. Dennoch blieb nicht nur bei mir der Eindruck zurück, dass die Veranstaltung stark fashionlastig war. Vielleicht lag es daran, dass die Fashionblogger und Fans vom Aussehen her sehr aus dem restlichen Teilnehmerfeld heraus stachen. So genau kann ich das gar nicht ausmachen, so etwas ist immer sehr subjektiv. Aber ich war nicht allein mit dieser Meinung.

Auf drei Bühnen fand in Halle 8 parallel das Programm von „Rock The Blog“ statt. Zeitlich gut zwischen 10 und 17 Uhr gelegen, so dass die An-/Abreise für mich ohne Übernachtungskosten möglich war. Die Qualität der Panels, die ich im Laufe des Tages besuchte, variierte leider von: das hätte ich nicht besser sagen können bis OMG, was war das denn? Klaus Eck zum Thema Content, Content Strategy und Content Marketing war wie für fast alle mein Einstieg in die Konferenz. Erwartungsgemäß ein guter Vortrag des Beraters und hier auch stolzer Blogger aus München sowie Co-Autor von Die Content-Revolution im Unternehmen* (Buchrezension folgt). Doch auch die anschließende Diskussion um Corporate Content bzw. Blogs mit den Verantwortlichen von Ritter Sport, Tchibo und Daimler war nicht uninteressant.

Doch, wenn es um Corporate Content und Qualität ging, war das wohl auch jetzt noch meist diskutierte Panel, das von Sascha Pallenberg (Tech Blogger, mobilegeeks.de), Karsten Lohmeyer (Journalist & Blogger, lousypennies.de) und Matthias Schrader (CEO SinnerSchrader, die Agentur hinter Curved.de). Leider war es nicht so gut besucht wie erwartet. Aber parallel liefen auch andere spannende Talks.
Curved ist Sascha schon länger ein Dorn im Auge. Handelt es sich um eine reine Werbe- und Verkaufsplattform für E-Plus, dem „Bezahler“ hinter der Plattform? Wo hört Werbung auf und wo fangen redaktionelle Texte an? Können diese Texte überhaupt journalistisch unabhängig sein, wenn die ganze Plattform nur Dank eines Mobilfunkanbieters existiert? Wie stark müssen Corporate Inhalte gekennzeichnet werden? Spannende Diskussion, die zwar teilweise ins Polemische abrutschte, aber dennoch eines der Highlights der Konferenz war. Der Chefredakteur von Curved traute sich zwar nicht auf die Bühne, aber ein gut gebriefter Matthias Schrader stellte sich Sascha Pallenberg entgegen und gab interessante Einblicke.

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Zu diesem Panel finden sich schon diverse tiefer gehende Blogposts online – eine Auswahl:

Für mich als Travel Blogger (Reiseblogger) war natürlich auch spannend zu hören, was Carina von pinkcompass.de über ihr Leben als Digitaler Nomade und alleinreisende Frau zu berichten hatte und wie sie damit ein Onlinebusiness generierte, dass ihren Lebensunterhalt sichert. Spannend war dabei vor allem auch, dass sie sehr transparent mit Zahlen umging und unverwunden auch zugab, im SEO-Bereich einfach nicht gut zu sein. Dennoch finde ich es immer noch erschreckend, wie klein die Zahlen sogenannter professioneller Travel Blogger in Deutschland sind, vor allem seit ich die Vergleichszahlen von manch Mommy- und Fashionblogger kenne. Danke auch an Kerstin, meiner Dortmunder Begleitung und (Zwillings-)Mommybloggerin, für ein sehr interessantes und tiefgreifendes Gespräch rund um Eltern- und Mommyblogs.

Doch mein persönliches Highlight und auch der lockerste Vortrag mit dennoch geballtem Wissen kam von Mel, der Bloggerin hinter Gourmet Guerilla (Food- und Lifestyleblog). Es ging um Blogger Relations. Ein Thema, welches ihr und mir schon länger am Herzen liegt. Schade, dass ich dazu bisher noch keine Aufzeichnung finden konnte. Glaubt mir, es war mehr als unterhaltsam und zielte nicht darauf ab, wir müssen jetzt alle ganz dringend mit unseren Blogs Geld verdienen. Früher™ schrieben wir Blogs, weil uns ein Thema am Herzen lag, um des Schreibens willen und weil wir ein Mitteilungsbedürfnis haben. In manchen Talks klang das aber eher so, wenn Du nicht in 3 Monaten damit Geld verdienst, dann kannst Du nichts. Dies ist natürlich Blödsinn. Es ist nie sinnvoll, auch nur irgend etwas nur des Geldes wegen zu starten. Das macht auf Dauer nicht glücklich.

Glücklich war ich auch nicht mit dem einzigen Fashionpanel, welches ich mir auf „Rock The Blog“ ansah: eine 26-jährige Modebloggerin und ihre PR-Agentin standen auf der Bühne, redeten auch über die Zusammenarbeit mit Firmen. Aber es war so oberflächlich und selbstbeweihräuchernd, dass ich den Vortrag vorzeitig verlassen musste. Gott sei Dank konnte Nina Diercks mit ihrer humorvollen Art im nächsten Panel alles wett machen. Die Anwältin aus Hamburg ist spezialisiert auf Social-Media-Recht und bloggt darüber regelmäßig. Sie brachte die anwesenden Blogger und Unternehmensvertreter in einer halben Stunde auf den neuesten Stand rund um Blogs & Recht – und warum es eigentlich so wichtig ist, Werbung und redaktionelle Texte zu trennen, wie das mit Bildrechten ist und warum auch ein Affiliate-Link gekennzeichnet werden sollte.

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Auch extrem spannend war das Panel von Sven Wiesner wiederum zum Blogger Relations. Er kritisiert darin, wie Blogger mittlerweile professionell werden und sich oftmals von Firmen ausnutzen lassen, so ihre Unabhängigkeit drohen zu verlieren und andere Fehler. Aber auch Unternehmen haben seiner Meinung nach noch viel zu lernen. Im Netz sind dazu auch etwas zu finden:

Was habe ich verpasst?

Gerne gehört hätte ich die Session von Karsten Lohmeyer zum Thema „Blogger als selbstbestimmte Publizisten“ live verfolgt, aber immerhin kann ich es auf YouTube nachholen. Aber auch Talks zu Instagram, mehr Mut zum Contentmix oder zu Think mobile! sowie das Panel der Vodafone-Blogverantwortlichen oder erste Insights zu Blogwalk.de (gibt es auch auf YouTube) hätten mich interessiert, doch leider ist Konferenzklonen noch nicht erfunden. Das vollständige Programm von „Rock The Blog“ finden Sie natürlich noch online.

Fazit

Alles in allem ein gelungenes Format, welches auch nächstes Jahr fortgeführt wird (Save the Date: 18. März 2016 im Rahmen der CeBIT). Gratuliere den Veranstaltern zu einem gelungenen Einstand. Mein Dank geht auch an die Sponsoren, die dieses lockere Format möglich machten und wünsche mir wirklich, dass die Qualität der Vorträge weiterhin so hoch bleibt und das Thema Blogs nicht aufgeweicht wird. Über den Ticketpreis sowie die zweifache Registrierung (Einlass Messe, Einlass Konferenz trotz Ticket) sollte aber noch einmal nachgedacht werden. Vor allem ist eine bessere Kommunikation vor und während der Konferenz nötig – Tweets wurden erst nach der Veranstaltung, teilweise Tage später gefavt und geretweetet. Auf Fragen per Twitter ging während der Veranstaltung keiner ein. Von Programmänderungen zum gedruckten Programm bekam ich leider auch nichts mit und verpasste so Meike Leopold, Herausgeberin von Erste Hilfe für Social Media Manager: Rezepte & Best Practices für mehr Erfolg im Unternehmensalltag * sowie Autorin von Corporate Blogs *.

Dennoch schön, viele bekannte Gesichter getroffen zu haben sowie wieder guten Input mit nach Hause nehmen zu können. Ach ja: LEST MEHR BLOGS!

Fragen und Anmerkungen zum Beitrag? Gerne in den Kommentaren stellen, ich versuche sie so schnell wie möglich zu beantworten. 

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